Studientag des Bezirksverbands Oberpfalz des Bayerischen Schulaufsichtsverbands am 18.10.2022 in Windischeschenbach zum Thema „Multiples Lernen im Generationenverbund am Beispiel des Schulversuchs BIG 2.0 an der Grund- und Mittelschule Windischeschenbach“

Ein Studientag der besonderen Art wurde den Schulaufsichtsbeamtinnen und Schulaufsichtsbeamten im Regierungsbezirk Oberpfalz, der Vertreterin und den Vertretern der Regierung der Oberpfalz und den pensionierten Kolleginnen und Kollegen in der Nordoberpfälzer Traditionsstadt Windischeschenbach geboten.

Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand ein Einblick in den Schulversuch Big 2.0 „Multiples Lernen im Generationenverbund“, der nun im dritten Schuljahr an der Grund-und Mittelschule Windischeschenbach durchgeführt wird.

Doch dieser Studientag hatte noch viele weitere Highlights zu bieten.

In ihren einleitenden Worten begrüßte die neue Bezirksvorsitzende Elisabeth Junkawitsch die anwesenden Gäste und Ehrengäste und kam hierbei auf die langjährige Tradition der Durchführung abwechslungsreicher Studientage im Oberpfälzer Schulaufsichtsverband zu sprechen. Sie verwies darauf, dass die Welt mit Corona nun eine andere geworden ist. Deshalb fand der letzte Studientag in Neumarkt in der Oberpfalz, der wunderschöne Stunden für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereithielt, bereits im Jahr 2019 statt.

Ihr besonderer Dank galt Herrn Abteilungsdirektor Thomas Unger, der es wieder einmal ermöglichte, dass diese Veranstaltung in diesem Rahmen stattfinden konnte.

Sichtlich erfreut sprach sie von einem Tag der Begegnung und der gewinnbringenden Gespräche, der allen guttun soll und nicht etwaige Beanstandungen in den Mittelpunkt rücken lasse.

Mit dem Dank an den rechtlichen Leiter des Staatlichen Schulamtes im Landkreis Neustadt an der Waldnaab, Herrn Landrat Andreas Meier, für das Vertrauen, für die Wertschätzung und für die gegenseitige Unterstützung beendete Elisabeth Junkawitsch ihre Ausführungen.

Es folgten die Grußworte von Landrat Andreas Meier und Bürgermeister Karl-Heinz Budnik.

Landrat Meier betonte, dass auch in besonderen Zeiten weiterhin der Grundsatz gelten muss, Wert auf die Qualität der Bildung zu legen. Neben dem Thema Bildung gehört allerdings auch das Thema Gesundheit zu unseren zentralen Themen, für die wir kämpfen müssen. Die unterschiedlichen bildungspolitischen Themen aus verschiedenen Blickwinkeln, würden alle Beteiligten vor besondere gemeinsame Herausforderungen stellen. Nach dankenden Worten an die Schulaufsichtsbeamtinnen am Staatlichen Schulamt Neustadt an der Waldnaab fügte Landrat Meier noch an, dass „wir nicht an den Kindern sparen dürfen, da dies eine unheilvolle Entwicklung bedeuten würde.“

Bürgermeister Karl-Heinz Budnik richtete zu Beginn seiner Ausführungen den Dank an Elisabeth Junkawitsch. „Ihr Herz schlägt für die Schule“, im Besonderen auch für die Grund- und Mittelschule Windischeschenbach.

Im Anschluss nahm Herr Budnik die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine geschichtliche Zeitreise der Stadt Windischeschenbach mit. Er berichtete von den Hochzeiten der Bleikristall- und Porzellanindustrie, dem Strukturwandel durch Insolvenzen, der Quelle-Pleite und dem damit einhergehenden Bevölkerungsrückgang in der Stadt von damals 7200 auf aktuell unter 5000 Einwohner.

Er ist stolz auf seine Schule, die er als Schüler auch selbst besuchte und die vor dem Strukturwandel einst um die 1000 Schülerinnen und Schüler beherbergte.

Weiter gab er an, dass aufgrund der aktuellen energetischen Situation und den damit verbundenen hohen Unterhaltungskosten nach einem knappen Bürgerentscheid das Votum für den Neubau der Grund- und Mittelschule Windischeschenbach beschlossen wurde, der mit einem Investitionsvolumen von ca. 20 Millionen € zu Buche schlagen wird.

Zum Abschluss seines Grußwortes ließ es sich der Bürgermeister nicht nehmen, die Gäste auf die Besonderheiten seiner Stadt aufmerksam zu machen. Hierbei erwähnte er die auch in Unterfranken bekannte und beliebte „Altneihauser Feierwehrkapell'n“, den „Standort des Geozentrums der Kontinentalen Tiefbohrung“ und vor allem die berühmte „Zoiglkultur“ der Stadt.

Im Anschluss leitete Elisabeth Junkawitsch auf die Vorstellung des Kernthemas „Schulversuch BIG 2.0 – Multiples Lernen im Generationenverbund an der Grund- und Mittelschule Windischeschenbach“ über und stimmte die Schulaufsichtsbeamtinnen und -beamten darauf ein, wie es gelingen kann, „die Digitalisierung zu nutzen, um multiple Begegnungsräume zu schaffen!“

Sichtlich erfreut nahm Rin Annette Spreitzer den ihr zugespielten Ball auf und führte die Gäste in die Inhalte des nunmehr im dritten Jahr andauernden Schulversuchs ein.

Im Rahmen dieses Schulversuchs Big 2.0 versteht sich die Schule in erster Linie als ein Teil des Sozialraumes, in dem die unterschiedlichen Generationen voneinander lernen. Hierbei geht es vor allem auch darum, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Die Schulleiterin erklärte, welche Ideen und Inhalte an der Grund- und Mittelschule im Laufe der Zeit umgesetzt wurden und wie sich dadurch auch die Medienkompetenz bei allen Beteiligten in einem natürlichen Prozess weiterentwickelt hat. Dabei liegt der besondere Reiz des Projekts für Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Kooperationspartner sicherlich auch im lebensnahen und zeitgemäßen Lernen vor Ort und in der Region. Ein Ziel dieser besonderen Zusammenarbeit mit Menschen aus verschiedenen Generationen ist sicherlich auch die gemeinsame Erstellung von digitalen Endprodukten. In ihren weiteren Ausführungen nannte Rin Spreitzer ein konkretes Beispiel, das im ersten Schulversuchsjahr mit der zweiten Klasse umgesetzt wurde. In Kooperation mit dem Waldnaabtalmuseum in Neuhaus entstanden so Erklärvideos für die verschiedenen Berufe, die im Museum inhaltlich behandelt werden.  Hierbei erhielt die Steuergruppe an der Schule auch Unterstützung im Rahmen einer engmaschig angelegten Begleitung durch das Jugendmedienzentrum T1 in Tannenlohe.

So entstanden im Laufe des Schulversuchs insgesamt zwölf digitale Endprodukte – ein Produkt je Klasse.

Weiter führte Frau Spreitzer an, dass im zweiten Schulversuchsjahr Jahr im Rahmen der Feierlichkeiten „70 Jahre Stadt Windischeschenbach“ in Kooperation mit dem Bürgermeister und der Stiftung Bildungspakt Bayern insgesamt drei Workshop-Tage angeboten werden konnten.

Nach den kurzweiligen Ausführungen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich in Kleingruppen direkt vor Ort in den Klassenzimmern von den jeweiligen digitalen Endprodukten zu überzeugen. Die Gruppen wurden von den Gästebetreuerinnen und -betreuern in Empfang genommen und durch das Schulhaus begleitet.

So präsentierte die Klasse M8 beispielsweise den Weg zur Erstellung des digitalen Windischeschenbacher Stadtführers oder die Klasse 2b die bereits erwähnten Erklärvideos im Rahmen der Kooperation mit dem Waldnaabtalmuseum in Neuhaus. Die digitalen Beiträge können nun sowohl auf der Homepage der Schule als auch auf der Homepage des Museums eingesehen werden.

Nach dem Rundgang erfolgten weitere abschließende Informationen zum Stand des Schulversuchs im aktuellen dritten Jahr. So lautet das diesjährige Motto „Mach mit im Verein!“ Diesbezüglich ist jede Klasse auf der Suche nach einem Verein, mit dem sie ein besonderes digitales Endprodukt erarbeiten möchte. In Planung sind beispielsweise die Erstellung eines digitalen Quartetts in Kooperation mit dem Imkerverband, die Herstellung eines sogenannten Zoiglwürfels in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband oder aber der Bau eines Pumptracks mit dem Radsportverein Concordia Windischeschenbach.  Rin Spreitzer beendete ihre Ausführungen mit der Information, dass die aktuell erstellten digitalen Endprodukte in Kooperation mit der IHK im Rahmen des „Tages des offenen Gewerbes“ der Städte Windischeschenbach und Erbendorf präsentiert werden. Die Teilnahme am Schulversuch BIG 2.0 hat auch dazu geführt, dass die Schule aufgrund der vielseitigen Kooperationen mit außerschulischen Partnern einen besonderen Stellenwert in der Stadt einnimmt.

Nach Beendigung der Ausführungen der Schulleiterin stimmte Frau Junkawitsch die Gruppe auf das nächste besondere Erlebnis dieses Tages mit den folgenden Worten ein: „Dieser Tag soll uns allen Kraft geben!“ Der zuvor schon thematisierte Einblick in die Windischeschenbacher Zoiglkultur stand nun auf dem Programm. Die Zoiglkultur geht einher mit dem Worten „Echtheit und Authentizität“. Frau Junkawitsch fügte an, dass „dies zu dieser Gruppe passe – so wie wir!“

Es folgte ein kurzer Fußmarsch zum Kommunbrauhaus in Windischeschenbach. Hier wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Studientages bereits von den Stadtführern Ferdl Schraml und Georg Mann erwartet.

Die Freude des Zusammentreffens war groß, da Ferdl Schraml als Seminarrektor a.D. einem Großteil der Gruppe auch persönlich bekannt ist.

Doch noch vor Beginn der Führung durch das Kommunbrauhaus Windischeschenbach stand eine besondere originale Begegnung auf der Tagesordnung – nämlich die Verköstigung des zapffrischen Zoiglbieres.

Dann folgten Erklärungen rund um die langjährige Tradition der Windischeschenbacher Zoiglkultur.

So erfuhr die Gruppe nach einem geschichtlichen Abriss des Zoiglbrauens vom Mittelalter bis heute, dass der Zoigl ein untergäriges Bier ist, das nach althergebrachter Weise gebraut wird. In der offenen Sudpfanne über einem Holzfeuer wird die Maische – ein Gemisch aus Wasser und Gerstenmalz – zuerst gekocht, dann gehopft und so als „Würze“ noch einmal erhitzt.

Im Rahmen der Führung durch das Kommunbrauhaus Windischeschenbach, das 1852 errichtet und 1928 umfassend renoviert wurde, zeigten die Stadtführer auch das Kühlschiff, in welches die 100 Grad heiße Stammwürze gepumpt wird, die dann über Nacht auf 20 Grad abkühlt.

Dieser Sud kommt nun anschließend in einen großen Behälter. Aus diesem Behälter füllen dann die jeweiligen Kommunbrauer den Sud ab und nehmen diesen mit nach Hause. In den jeweiligen Kellern wird dem Sud dann die Hefe zugeführt, die dann ihre Arbeit verrichtet. Nach etwa zehn Tagen Gärungszeit wird das Zoiglbier in die Fässer abgefüllt, in denen es noch mehrere Wochen ausreifen muss.

Ferdinand Schraml und Georg Mann verwiesen ebenfalls auf die Bedeutung des Zoiglsterns. Der Sechsstern, der als Zunftzeichen der Brauer und Mälzer genutzt wird, ist auch das Symbol für die Ausgabestelle des Haustrunks, die daher auch „Stern“ oder „Sternen“ genannt wird.

Wichtig zu erwähnen war beiden, dass aufgrund der Vielzahl der Zoiglbierstuben, die sonst in keiner anderen Gemeinde in so großer Anzahl vorhanden sind, die Stadt Windischeschenbach mit seinem Ortsteil Neuhaus auch als „Hauptstadt des Zoiglbiers“ bezeichnet wird.

Nach dem vertieften Einblick in die Windischeschenbacher Zoiglkultur machte sich die mittlerweile sehr hungrige Gruppe auf den Weg in die Traditionsgaststätte „Gasthaus weißer Schwan“. Hier wurde den Gästen mit einer großen Auswahl an deftigen Oberpfälzer Gerichten aufgewartet.

Gut gestärkt und ausgeruht machten sich nach der Mittagspause alle mit dem Bus auf den Weg zum nachmittäglichen Programmpunkt –

dem Besuch des Geozentrums an der Kontinentalen Tiefbohrung (KTB).

Einige aus der Gruppe stiegen schon vor Erreichen des Geozentrums aus dem Bus aus und nutzten nach dem ausgiebigen Mittagessen die Möglichkeit eines zehnminütigen Spazierganges. Hierbei wurden die Kurzwanderer mit einem malerischen Blick auf den Bohrturm und über die herrliche Nordoberpfälzer Landschaft belohnt.

Am Ziel angekommen wurde die Gruppe vor Ort durch den wissenschaftlichen Leiter des Geozentrums, Herrn Diplom-Geologen Dr. habil. Frank Holzförster und von der Diplom-Biologin und Umweltpädagogin Andrea Mack begrüßt.

Bei einem Begrüßungskaffee und einem Stück Kuchen erhielten die Besucher die ersten einführenden Informationen.

Dr. Holzförster erklärte, dass sich hier an diesem Standort der höchste Landbohrturm der Erde (83 Meter) und zugleich das tiefste Bohrloch (9101 Meter) befinden. Auch das Bohrkernlager der Tiefbohrung ist vor Ort zu sehen. Weiter führte er aus, dass das Kontinentale Tiefbohrprogramm der Bundesrepublik Deutschland eine weltweit einmalige bohrtechnische Meisterleistung darstellt, die wesentliche Erkenntnisse über die Erdkruste erbrachte. Des Weiteren ist das GEO-Zentrum an der KTB eine moderne Umweltbildungsstätte, die Führungen, Dokumentationen und Anschauungsstücke zu den beiden Bohrungen und dem System Erde anbietet.  

Besonders interessant waren die Erklärungen zur Beschaffenheit des Gesteins in einer Tiefe von über 9000 Metern. So erfuhren wir, dass Material in dieser Tiefe mechanisch nicht mehr zerstört werden kann. Man könne hineindrücken, die Verformung würde sich allerdings wieder zurückbilden. „Sie müssen sich das wie Honig vorstellen“ fügte Dr. Holzförster an.

Das Geozentrum in Windischeschenbach ist an das Geozentrum Potsdam angebunden. Forschungsfelder sind u.a. auch die Erdwärme, die Plattentektonik, die Geothermie und auch Erdbebenforschung (Erzeugung von Mikrobeben).

Diplombiologin Andrea Mack verwies anschließend auf die unterschiedlichsten Programme, die – abgestimmt auf die amtlichen Lehrpläne – für Schulklassen angeboten werden. Sie erwähnte, dass im Jahr ca. 8000 Schüler/-innen das Geozentrum besuchen.

Es folgte ein Rundgang durch das Haus, der sowohl einen Einblick in die Schülerlabore als auch in die Seminarräume ermöglichte.

Im Verlauf der Besichtigung wurde pars pro toto auf die ausgearbeiteten Module für die Mittelschule eingegangen, beispielsweise auf das Modul fruchtbarer Boden (Forschungen mit Bodenproben, Mikroskopie, Versuche) oder aber auf das Modul Energie. Hier wird nach dem Motto „Hands on!“ verfahren, bei dem das aktive Ausprobieren der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund steht. Weitere Angebote gibt es darüber hinaus zu Themen wie Wind, Wasserkraft, Photovoltaik und Brennstoffzelle.

Anschließend wurde die Gruppe durch die neu aufbereitete Dauerausstellung geführt, in der die erstaunlichen Phänomene des Systems Erde anschaulich dargestellt werden.

Für einige mutige Teilnehmerinnen und Teilnehmer bot sich am Ende des Besuches noch die Möglichkeit, den Bohrturm zu besteigen. Hier wurde die Gruppe dann abschließend noch mit einem besonderen Blick belohnt.

In ihren abschließenden Worten sprach Elisabeth Junkawitsch Herrn Dr. Holzförster und Frau Mack für die kurzweilige Führung durch das Geozentrum ihren besonderen Dank aus.

Weiter dankte Sie allen Anwesenden für die Zusammenarbeit im Oberpfälzer Schulaufsichtsverband. Mit dem Ausblick auf die Weihnachtsfeier am 16. Dezember im Haus Werdenfels ging ein sehr bildungswirksamer Studientag und eindrucksvoller Studientag zu Ende.

Gut gelaunt und ausgestattet mit vielen tollen Eindrücken wurde die Gruppe mit dem Bus zurück an die Schule gebracht, wo dieser unvergessliche Tag sein Ende fand.