Sehr geehrte Mitglieder des Bayerischen Schulräteverbandes, sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich Sie neuerlich über aktuelle standespolitischer Entwicklungen informieren.
- Brücken bauen und substituieren – es geht an die Substanz
Der Bayerische Schulräteverband e. V. begrüßt grundlegend das Vorhaben der Bayerischen Staatsregierung, Schülerinnen und Schüler mit pandemiebedingten Lernrückständen zusätzlich unterstützen zu wollen. Die Umsetzung dessen erachten wir hingegen als kritisch.
Ob die Maßnahmen aus dem Konzept gemeinsam.Brücken.bauen tatsächlich den gewünschten Erfolg bei den vielfach zweifelsfrei förderbedürftigen Kindern und Jugendlichen erzielen, scheint nach Einschätzung vieler Schulamtskolleginnen und -kollegen mehr als fraglich. Denn gerade diese, durch die Pandemie besonders stark betroffenen Schülerinnen und Schüler, benötigen in den kommenden Wochen und Monaten professionelle Hilfe, angeboten von didaktisch-methodisch versierten und in diesen Bereichen ausgebildeten Lehrkräften. Gleiches gilt für die sogenannte Substitution von nicht gedeckten Lehrerbedarfen durch externes Personal in der bevorstehenden Klassenbildung. In der Vergangenheit begangene Fehler in der Personalplanung sollen nun an der Basis aufgefangen werden. Es geht an die Substanz schulischer Qualität.
Auch der damit einhergehende enorme Verwaltungsaufwand an den Schulen, Schulämtern und Bezirksregierungen steht nach Meinung des BSV nicht in Relation zu den erwartbaren Erträgen der Maßnahmen. Die unterschiedliche Vorgehensweise bezüglich der Kontingentierung für „Brückenangebote“ in den einzelnen Regierungsbezirken erschwert die Umsetzung in einigen Regionen zusätzlich. An vielen Schulämtern gelangen Kolleginnen und Kollegen durch die Vielzahl der vor allem im vergangenen Jahr hinzugekommenen Zusatzaufgaben an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Es geht an die Substanz personeller Ressourcen.
In einem Gespräch mit der zuständigen Stelle am StMUK werden wir kommende Woche diese und weitere Problemfelder im Zusammenhang mit der Klassenbildung 2021, der Personalversorgung und -akquise thematisieren und Vorschläge zur Optimierung der Verfahrensabläufe einbringen. - Standespolitische Gespräche
In den vergangenen Wochen fanden zahlreiche Gespräche des BSV-Landesvorstandes mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und dem Kultusministerium statt (siehe Homepage).
Dabei wurden erneut aktuelle Belange der Staatlichen Schulämter zur Sprache gebracht, aber auch das grundlegende Selbstverständnis der Staatlichen Schulämter als zentrale Schaltstelle vor Ort thematisiert.
Die dabei gewonnenen Eindrücke haben wieder einmal gezeigt, dass die vielschichtigen und unerlässlichen Arbeitsfelder der Staatlichen Schulämter außenstehenden Institutionen, Vereinigungen und Parteien kaum bewusst sind. Für sie entsteht - auch durch das Agieren des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus - der Eindruck, als wären eigenständig handelnde Grund- und Mittelschulen sowie deren Verbünde Selbstläufer mit Erfolgsgarantie.
Erst die dezidierte Darstellung der an den Staatlichen Schulämtern tagtäglich geleisteten Arbeit (v. a. im Verwaltungs-, Beratungs- und Beschwerdemanagement) lässt nicht systemimmanente Personen erkennen, welch qualitativ und quantitativ hochwertigen sowie unverzichtbaren Beitrag die Staatlichen Schulämter im Bildungssektor der Grund- und Mittelschulen leisten.
Aufklärungsarbeit bei externen Institutionen, Verbänden und Parteien zu betreiben, muss und wird daher auch weiterhin ein wesentlicher Bestandteil unserer Verbandsarbeit sein. Auch, um weitere Unterstützer für unsere Belange und Anliegen zu gewinnen. Vor allem dann, wenn klare Bekenntnisse zu bewährten Strukturen und personelle, besoldungsbezogene sowie administrative Unterstützung durch den zuständigen Dienstherrn vielfach ausbleiben.
Für den Moment wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Landesvorstandschaft neuerlich alles Gute und allen im aktiven Dienst Befindlichen viel Kraft für die bevorstehenden Aufgaben.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Heiß
Landesvorsitzender im Bayerischen Schulräteverband e. V.